Im Oktober 2015 bin ich mit einem Stand bei der Oberlandausstellung vertreten. Eine Frau bittet mich um Hilfe bei der Vermittlung von Hundewelpen. Der Tierhalter musste ins Krankenhaus und kann sich nicht mehr um die Hunde kümmern. Also bin ich am Abend hingefahren. 9 unterschiedliche Welpen, 4 Wochen alt, sollten in ca. 4 Wochen einen Platz finden. Ein Welpe fällt mir auf. Er ist der Kleinste, sitzt im Eck und hat überall Erbrochenes im Fell. Der Tierarzt war schon da und hat ihn behandelt. Die Aussage war: "hop oder top".
Ich kann nicht anders, fahre am nächsten Tag wieder hin. Da liegt der kleine Kerl apathisch in der Ecke und ist zu schwach, um an die Zitzen zu kommen. Auch nicht mit meiner Hilfe. Der Tierarzt sagt, er kann nicht mehr machen, das wird der Welpe nicht schaffen. Auch ich habe meine Zweifel
Die Frage kommt: "Kannst du ihn bitte mitnehmen"? Ich überlege kurz - "nein, bei mir leben 2 Hunde, 3 Katzen, 3 Zwergkaninchen, ein paar Hühner"! 60 Minuten später kriecht der Welpe zwischen meine Füße (wir sitzen alle am Boden). Tja, aus meinem "nein" wird ein zögerliches "ja, ich versuche es".
Die nächsten Stunden sind ausgefüllt mit Vorbereitungen. Meine eigenen Hunde reagieren erstmal mit großer Skepsis. Jenna (ein Pudelmix-Mädchen) übernimmt schnell die Mutterrolle. Pepito (ein Galgo) bleibt auf Sicherheitsabstand. Er findet andere Hunde, vor allem Welpen, nicht so toll. Und bei mir melden sich leise erste Zweifel. Er braucht auch dringend einen Namen.
Ab jetzt heißt er AYASHA. Bei den Cheyenne Indianern bedeutet der Name "kleines Blütenauge". Im arabischen "Leben". Erst viel später sehe ich, dass "Ayasha" auch ein Mädchenname sein kann. Aber das weiß nur ich!!
Ab sofort schläft mein neues Familienmitglied bei mir im Bett in einer kleinen Box. Ich muss ihn ja regelmäßig füttern und vor allem kontrollieren, wie es ihm geht. Nach ca. 2 Wochen wird klar: er hat es geschafft! Sein Fressen stelle ich um auf Barf, wie meine anderen Hunde. Er verträgt es hervorragend und wächst und nimmt zu. Es wird auch klar, dass ihm ein ganzes Stück Sozialisierung fehlt. Ich kann versuchen, vieles aufzufangen, aber die Hundemama kann ich niemals ersetzen. Außerdem wird schnell deutlich, dass er anscheinend bei den Zitzen nicht viel Chancen gegen seine größeren Geschwister hatte. Die Ausflüge im Garten sind anstrengend. Er versucht alles, wirklich alles, was er am Boden findet zu fressen. Fressen ist bis heute ein großes Thema für ihn.
Mit den anderen tierischen Bewohnern geht es erstaunlich gut. Jenna, liegt viel neben ihm, sie hat anscheinend beschlossen, die Mutterrolle zu übernehmen und Pepito weicht einfach aus, wenn er zu aufdringlich wird. Die Katzen finden ihn natürlich oft nervig, aber er akzeptiert das Gefauche. Hühner und Hasen sind interessant, aber das wars dann auch schon.
Eigentlich ist mir klar, dass ich für Ayasha, wenn er alt genug ist, einen guten Platz suche. 2 Hunde sind doch genug, oder?
Wie war das? "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt"!
In den nächsten Wochen muss ich leider feststellen, dass er ein sehr unsicherer Hund ist und von klein auf gelernt hat, sich mit Knurren Bedrohungen vom Leibe zu halten. "Angstbeißer"? Mit so einem Thema habe ich mich Gott sei Dank noch nie befassen müssen. Alle meine Hunde waren bis jetzt immer total unproblematisch. Womit wir wieder beim Thema Sozialisierung sind. Ich gestehe, ich komme oft an meine Grenzen. Versuche auch tatsächlich einen Platz für ihn zu finden. Es melden sich Jäger und ich bin mir sicher, dass dieser Hund kein Jagdhund ist!
Spätestens jetzt kann sich jeder vorstellen, wie das endet. Irgendwann - ich denke er war so ca. 4 Monate - und mir ist klar, dass es nicht ganz so einfach wird, beschließe ich, ihn zu behalten.
ICH HABE ES BIS HEUTE NICHT BEREUT
Im nächsten Blog geht die Geschichte weiter.......